Frauen in Funk und Fernsehen
Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft 60plus mit Gitta Süß-Slania am Weltfrauentag
(IR) Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März referierte Gitta Süß-Slania – engagierte Gewerkschafterin und seit 2016 Mitglied im SWR-Rundfunkrat – bei der Arbeitsgemeinschaft 60plus im SPD-Kreisverband Mannheim über die Präsenz und die Darstellung von Frauen in der deutschen Medienwelt. Die Veranstaltung war auf Vorschlag des 60plus-Vorstandsmitglieds Helmut Lupke zustande gekommen und wurde selbstverständlich von einer Frau – der stellvertretenden 60plus-Vorsitzenden Evi Korta-Petry – eröffnet.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, der Kinofilm, Zeitungen und Onlinemedien befinden sich laut Statistik fest in Männerhand. Frauen treten seltener als Hauptakteurinnen bzw. Protagonistinnen in Erscheinung und liegen zahlenmäßig – und ohne plausiblen Grund – deutlich hinter ihren männlichen Kollegen zurück. Lediglich im Bereich der Publikumszeitschriften (z. B. der Regenbogenpresse) liegen Frauen und Männer fast gleich auf, aber auch dort haben Männer – wenn auch geringen – Vorsprung von ca. drei Prozent. Die größte Diskrepanz verzeichnen die Regionalzeitungen, dort beträgt der Männeranteil 89,8%. Beispielsweise hatte der MANNHEIMER MORGEN seit seiner Gründung nur männliche Chefredakteure.
Frauen haben es beim Filmemachen deutlich schwerer, als Männer – sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Die vornehmlich kreativen Bereiche Regie, Produktion und Kameraführung sind männerdominiert (zwei von drei Hauptakteuren bzw. Protagonisten sind laut Statistik Männer), während das Drehbuchschreiben in der Regel Frauen überlassen bleibt. In Fernsehfilmen (z. B. in Krimis) sind darüber hinaus Realität und Fiktion weit voneinander entfernt d. h. in den Berufsfeldern Polizei und Security liegt der Frauenanteil real bei 18%, in Krimiserien fiktiv bei 28%.
Frauen werden – auch das ist statistisch erwiesen – seltener als Expertinnen zu Fernsehveranstaltungen eingeladen und wenn, dann zu den Themen Mode und Kunst, Bildung, Gesundheit und Pflege. Auch hier ist die Kluft zwischen Realität und Fiktion erheblich, denn es gibt deutlich mehr Mode- und Kunstexpertinnen, als in einschlägigen Fernsehveranstaltungen erscheinen (real 65%, fiktiv 28%).
Frauen treten mit fortschreitendem Alter (bereits ab dem 30. spätestens ab dem 50. Lebensjahr) immer seltener in Fernseh- und Kinofilmen in Erscheinung (52% 10-19Jährige, 26% über 50Jährige) – und das obwohl es real mehr ältere Frauen gibt. Der Grund dafür ist: Filmgeschichten werden überwiegend von Männern geschrieben und Frauen stereotypen Rollenbildern zugeordnet.
Frauen haben aber durchaus auch Vorteile z. B. werden Dank der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien Filme mit weiblicher Regieführung finanziell deutlich besser öffentlich gefördert, als Filme mit männlicher Regieführung.
Frauen haben seltener Führungspositionen bei Zeitungen d. h. es gibt immer noch weniger Chefredakteurinnen als Chefredakteure – auch das belegen aktuelle Studien. Sollte allerdings einer Frau der Aufstieg in die Führungsriege einer Zeitung gelingen, dann in der Regel „nur“ als stellvertretende Chefredakteurin – und auch da liegt der Frauenanteil nur bei 16,5%.
Nicht zuletzt gibt es auch in den sozialen Medien und in den Kinderfernsehprogrammen männliche Projektionen und eine Diskrepanz zwischen Realität und Fiktion. In den sozialen Medien vermitteln Frauen als sogenannte Influencerinnen ein auf Äußerlichkeit ausgerichtetes Frauenbild („Frauen schminken sich, Männer machen Politik“) und in den Kinderfernsehprogrammen werden Mädchen – ähnlich der sexualisierten Darstellung von Frauen in Filmen – stereotypisiert, Realitätsferne zeigt sich u. a. in der Darstellung vermenschlichter Tiere, Pflanzen und Alltagsgegenstände z. B. auch im sprechenden KIKA-Brot.
Was ist künftig zu tun? Welche Lösungen bieten sich an? Schwedisches Modell, Quotenregelung oder Europäisches Modell? Diesen von Gitta Süß-Slania gestellten Fragen intensiv nachzugehen, war an diesem Nachmittag selbstverständlich nicht abschließend möglich, stattdessen gab es eine lebendige Aussprache mit vielen Wortmeldungen, Erlebnisberichten und Anekdoten – auch aus den Reihen der anwesenden Männer. Die Veranstaltung endete mit kräftigem Applaus für Gitta Süß-Slania und einem Strauß Frühlingsblumen überreicht vom 60plus-Vorsitzenden Mathias Kohler.
Bildquellen
- 20230308_163416: SPD Mannheim