Zukunftschancen für den Wirtschaftsstandort Mannheim
Über 120 Interessierte folgten der Einladung von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Mannheimer Dialoge“. In der vollbesetzten Lanz-Kapelle auf dem Lindenhof standen die Zukunftschancen für den Wirtschaftsstandort Mannheim zur Debatte. Eingeleitet durch ein durchaus kritisches Impulsreferat von Prof. Dr. Björn Bloching, Senior Partner von Roland Berger Strategy Consultants, Wirtschaftsexperte und Buchautor, waren die Gäste gebeten, über die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mannheim zu diskutieren.
Prof. Dr. Bloching deutete zunächst auf die Pluspunkte Mannheims hin, bevor er sich als dritter „Zweifler“ bekannte, der allerdings nicht dem Satireduo „Die Zweifler“, das den Abend musikalisch-satirisch einleitete, Konkurrenz bereiten wolle.
International aufgestellter Standort als Vorteil
Mannheims Vorteile sah Bloching im bedeutenden, international aufgestellten Standort, der vom Boom der Realwirtschaft mit einer durchschnittlichen Exportquote von 66 Prozent derzeit profitiere. Damit verbunden zeige auch der Mannheimer Hafen eine erfreuliche Entwicklung ebenso wie der Arbeitsmarkt, auf dem vor allem die niedrige Jugendarbeitslosigkeit bemerkenswert sei. Insbesondere letzteres, so der Experte, sei das Resultat gezielter, kommunaler Förderpolitik.
Dass Mannheim bei privaten Investoren Attraktivität besitzt, zeigten auch die 700 Mio. Privatkapital, die in die Stadt investiert werden, was beweist, dass auch private Investoren an den Erfolg dieser Stadt glauben.
Und dennoch: Bei den kritischen Punkte angelangt, drehte Prof. Dr. Bloching den Spieß um und deutete auf die Risiken während möglicher wirtschaftlicher Flautezeiten hin, die Mannheim als einen der größten regionalen Ballungsräume von Produktionsbetrieben besonders hart treffen würden. Deshalb empfahl Bloching, jetzt die günstige Zeit zu nutzen, um die Digitalisierung der Industrie voranzutreiben. Mannheim hat das Potenzial, zum deutschen Kompetenzzentrum für „Industrie 4.0“ zu werden, insbesondere dann, wenn es gelingt, die starke Kreativwirtschaft enger mit der Industrie zu verknüpfen und Lösungen im Sinne einer Industrie 4.0 entwickeln, so Bloching.
Überhaupt fiel dem Hamburger auf, dass die Vernetzung der Stadtakteure in Mannheim und die Kommunikation untereinander noch besser sein könnte weil so bessere Innovationen entstünden. Er forderte die gesellschaftlichen Akteure auf, die Bedeutung von Projekten für die Stadt, bei allem Dissens über Detailfragen, nicht schlecht zu reden. Es sei wichtig, dass man sich als Stadtgesellschaft geschlossen hinter Projekte stelle, die die Stadt nach vorne bringen.
Standortattraktivität durch Bildungsgerechtigkeit
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz betonte in seinen Ausführungen, dass es nach wie vor eine Ausnahme sei, dass Kommunen wie Mannheim eine eigenständige, strategische Wirtschaftspolitik verfolgten. Dadurch sei es in Mannheim gelungen, innovative Branchen wie die Medizintechnik gezielt zu fördern. Zusätzliche Gelegenheiten für Begegnungen von Akteuren zu schaffen, könnte eine Aufgabe für die nächsten Jahre sein. Als wichtigster Beitrag einer Kommune zur Standortattraktivität nannte er die Stärkung der Bildungsgerechtigkeit.
Oberbürgermeister Kurz war es wichtig, klarzustellen, dass die Arbeitgeber zunehmend dort hingehen, wo sie interessante Talente vorfinden. Deshalb sei die Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt ein wesentlicher Bestandteil zukünftiger erfolgreicher Wirtschaftspolitik. Dies bedeutet, neben der Schaffung von Wohnraum, vor allem, dass die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessert werden müsse. „Die Lebensqualität einer Stadt erkennt man daran, wie viele Kinder und Senioren auf den Straßen und Plätzen unterwegs sind“ zitierte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz den renommierten Stadtplaner Jan Gehl. Die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern, würde deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Politik für die nächsten Jahre sein.
Mut und Selbstbewusstsein, so Prof. Dr. Bloching, seien gefragt, um das enorme Potenzial, welches Mannheim als kleine Metropole mit großstädtischem Flair auf kompaktem Raum besitze, zu entwickeln. Unter den vielen Bürgermeistern, die er kenne, steche Dr. Peter Kurz als ein Oberbürgermeister von außergewöhnlicher Kompetenz hervor, dem die Stadt zudem enorm am Herzen liege. Die Mannheimerinnen und Mannheimer könnten sich glücklich schätzen einen Oberbürgermeister dieses Formats zu haben. Der Oberbürgermeister bedankte sich für die freundlichen Worte sowie die interessanten Ausführungen und erklärte abschließend: „Für eine Unterschätzung der Stadt Mannheim und ihrer Potenziale stehe ich nicht zu Verfügung.“
Die nächste Veranstaltung der Reihe “Mannheimer Dialoge“ findet am 5. März um 18 Uhr im Gasthaus Maruba statt.
Bildquellen
- PK_Wirtschaft_MD_: SPD Mannheim