Bürgergespräch zu den Problemen mit Amazon in Friedrichsfeld
Es ist ein nasskalter Abend in der Wallonenstraße. Im Normalfall kein schöner Zeitpunkt, um sich draußen zu treffen. Etwa 30 Anwohnerinnen und Anwohner tun es trotzdem. Der Grund: sie treibt seit vielen Monaten der Umgang mit dem öffentlichen Raum um. Immer wieder gibt es Klagen über die Fahrer des Lieferanten Amazon, dessen Subunternehmen in der Wallonenstraße ein Zweifamilienhaus gemietet hat.
Der Parkdruck vor Ort, Müll auf der Straße und den Grünflachen, gar von Überbelegung ist die Rede. Gemeinsam mit SPD Fraktionsvorsitzendem und Stadtrat Thorsten Riehle hat die Friedrichsfelder SPD deshalb zum vor Ort Termin eingeladen. „Das wird nicht einfach, hier etwas zu ändern, aber wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, gibt es Hoffnung zum Optimismus“ eröffnet Riehle den Abend. Er erzählt von einem Treffen mit den Amazon Verantwortlichen, die nicht nur versprochen haben auf den Subunternehmer einzuwirken, sondern auch das weitere Gespräch suchen wollen. Geändert hat sich indes vor Ort noch nichts „Das ist noch viel schlimmer geworden, uns reicht es“, macht ein Anwohner klar.
Mit dabei ist auch Harald Born, er ist Abteilungsleiter des Ordnungs- und Servicedienst und somit für die Ahndung von Verkehrsverstößen zuständig. „Das, was ich Ihnen sage, wird Ihnen nicht gefallen“, ahnt er schon. Die Fahrzeuge seien mehrfach überprüft und als privat angemeldete Transporter zulässig in den Straßen abgestellt. Das bestätigt auch die Polizei, die ebenfalls vor Ort ist. Die würden zu schnell fahren, beschwert sich eine Frau, die eine Gefahr für ihre Kinder sieht. „Das werden wir über einen längeren Zeitraum überprüfen“ verspricht Born den Einsatz eines sogenannten Impaktors in der Walonen- und Flamländerstraße.
Und was ist mit der Überbelegung des Zweifamilienhauses? Tanja Koppenstein vom Fachbereich Baurecht winkt ab. „Unser Außendienst war mehrmals in dem Gebäude, da ist alles in Ordnung.“ Auch eine Monteurswohnung sei das nicht, da alle Fahrer an der Adresse angemeldet seien und teilweise schon Monate in dem Haus lebten. Dem Hinweis, dass die Männer häufig wechselten, werde der Fachbereich noch einmal nachgehen. „Wir bleiben da dran“, verspricht sie.
„Kann uns denn keiner helfen“ erzürnt sich ein Anwohner. SPD Bezirksbeirat Manfred Erbsland gesteht ein, dass das rechtlich kaum möglich ist. „Das einzige was bleibt ist Druck aufzubauen und immer wieder auf die Missstände aufmerksam zu machen“, schlägt er vor. Dazu gehöre, Parkverstöße, Ablagerung von Abfall oder sonstige Störungen konsequent zu melden, ergänzt seine Bezirksbeiratskollegin Doris Friedrich. „Ich will nicht, dass der Eindruck entsteht, es werde gar nichts getan und der Zustand hier geduldet“, fasst Stadtrat Riehle den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Neben einer Geschwindigkeitsmessung über längere Zeit und der weiteren Überprüfung der Immobilie seien Gespräche durch SPD und Verwaltung mit Amazon vereinbart. Öffentlicher Druck helfe auch, aber eigentlich wäre es sinnvoll, mit den Fahrern das direkte Gespräch zu suchen. „Ich glaube, dass wir nur so ein gutes nachbarschaftliches Miteinander hinbekommen werden“, ist sich Riehle sicher und versprach, im nächsten Jahr wieder einen vor Ort Termin anzubieten